π οΈπ Tabu-Thema unter Handwerkern: Depressionen, Γngste und Panikattacken πΌπͺοΈ π·ββοΈ
πΏπ‘Panikattacken, Ängste & Depressionen - Alternative Heilmittel & Alltagsrituale: was hilft?π§βοΈπ
Diese und weitere Fragen stellt www.handwerker.ch dem Experten und Betroffenen Andreas Humbert im folgenden Interview:
π§ handwerker.ch: Herr Humbert, sie betreiben die Webseite www.meinwegausderangst.de Welche Idee steckt dahinter?
π¨πΌπ» Andreas Humbert: Die Idee entstand in einer Zeit, in der ich mich gerade selbständig gemacht hatte und noch nicht so viele Aufträge hatte. Demnach wollte ich die Zeit auch dazu nutzen, um die vergangenen Erfahrungen mit meinen psychischen Beschwerden “auf Papier zu bringen” und somit auch ein Stück weit besser zu verarbeiten. Danach war es nur noch ein kleiner Schritt, diese auch auf einem Blog zu veröffentlichen. Die ersten Beiträge auf meinem Blog waren somit hauptsächlich meine persönlichen Erfahrungsberichte.
Mit der Zeit bemerkte ich, dass die Sichtbarkeit meines Blogs "Mein Weg aus der Angst" stieg. Ich bekam viele Rückmeldungen und Fragen von Lesern. Daraufhin beschloss ich, weitere Beiträge auch redaktioneller Natur zu schreiben und zu veröffentlichen.
Das Ziel meines Blogs ist es, Betroffenen Mut zu machen. Dies geschieht vor allem durch Mut machende Erfahrungsberichte. Ein weiteres Anliegen, welches mir am Herzen liegt, ist Aufklärung in den Bereichen, wo die Schulmedizin meines Erachtens am Anschlag ist.
Des Weiteren biete ich auf meinem Blog Beratungsgespräche an. In diesen Gesprächen höre ich mir die Geschichte des Betroffenen an und versuche aufzuzeigen, welche Optionen für ihn auf seinem/ihrem Weg aus der Angst oder der Depression in Frage kommen.
π§ handwerker.ch: Wie normal ist es, vor etwas Angst zu haben?
π¨πΌπ» Andreas Humbert: Angst gehört zu unserem Leben dazu. Sie hat eine Schutzfunktion und bewahrt uns vor gefährlichen Situationen. Von daher sind Ängste erstmal etwas sehr Normales.
Doch leider verfehlen Ängste manchmal ihre eigentliche Funktion; nämlich dann, wenn sie unbegründet sind oder wenn wir gar nichts Konkretes unternehmen können, um die (vermeintliche) Gefahr abzuwehren.
Erst wenn die Ängste im Alltag überhand nehmen und den Betroffenen im Alltag einschränken und Leiden verursachen, bekommen sie einen Krankheitswert. Die Medizin spricht dann oft von einer Generalisierten Angststörung. Die Ängste treten dann in vielen unterschiedlichen Situationen auf und bestimmen das Leben der Betroffenen.
π§ handwerker.ch: Wo ist der Unterschied zwischen Angst und Panik?
π¨πΌπ» Andreas Humbert: Panik ist eine besonders intensive Form der Angst. Es stellen sich u.a. körperliche Symptome wie Herzrasen, Atemnot, Schweißausbrüche. Vor allem aber: man kann nicht mehr klar denken. Das Angstgefühl wird in einer Paniksituation omnipräsent, man kann an gar nichts anderes mehr denken.
π§ handwerker.ch: Beschreiben Sie uns, wie sich eine Panikattacke anfühlt und welche Auswirkungen sie auf Betroffene haben kann?
π¨πΌπ» Andreas Humbert: Eine Panikattacke ist die extremste Form von Panik. Je nach Intensität spricht man also von Angst, Panik oder Panikattacke. Eine Panikattacke kann sich so schlimm anfühlen wie Todesangst. Sie kommen manchmal scheinbar wie aus dem Nichts, manchmal kündigen sie sich auch mehr oder weniger stark an. Wenn Panikattacken in immer der gleichen Situation auftreten, spricht man auch von Phobien.
Als sehr häufig und im Alltag extrem einschränkend ist hier die sogenannte Agoraphobie zu nennen. Menschen mit Agoraphobie haben Angst vor öffentlichen Plätzen und Menschenmengen. In einer extremen Ausprägung trauen sich die Betroffenen auch gar nicht mehr aus dem Haus.
π§ handwerker.ch: Was kann ich tun, wenn ein Arbeitskollege/eine Arbeitskollegin während der Arbeit eine Panikattacke durchläuft?
π¨πΌπ» Andreas Humbert: In solchen Fällen ist es erstmal wichtig, selbst die Ruhe zu bewahren und sich von der “Angst” quasi nicht anstecken zu lassen.
Folgende Tipps sollte der Kollege/die Kollegin berücksichtigen:
Einen ruhigeren Ort finden: Falls möglich, helfe der Person mit der Panikattacke, einen ruhigen geschützten Ort aufzusuchen.
Hören Sie zu und zeigen Verständnis: Lassen Sie die Person sprechen, wenn sie möchte, und zeigen Sie Verständnis für ihre Gefühle. Vermeiden Sie es, abwertende Bemerkungen zu machen oder die Situation zu bagatellisieren.
Atmung unterstützen: Ermutigen Sie die Person zu tiefen, langsamen Atemzügen. Dies kann helfen, die körperlichen Symptome einer Panikattacke zu lindern. Sie können auch anbieten, mit ihnen zusammen zu atmen, um das Tempo vorzugeben.
Keinen Druck ausüben: Drängen Sie die Person nicht zu schnell dazu, sich zu beruhigen oder zur Arbeit zurückzukehren. Geben Sie ihr Zeit, sich zu erholen.
Bieten Sie Unterstützung an: Fragen Sie, wie Sie helfen können. Manchmal kann schon die Anwesenheit einer vertrauensvollen Person helfen. Bieten Sie auch an, nach weiterer Unterstützung zu suchen, wenn die Person dies wünscht, z.B. durch Kontaktierung eines Betriebsarztes oder psychologischen Dienstes.
Nachsorge: Nach einer Panikattacke ist es wichtig, mit der betroffenen Person in Kontakt zu bleiben und Unterstützung anzubieten, sei es durch ein offenes Ohr oder Hilfe bei der Suche nach professioneller Unterstützung.
Zu wissen, was in solchen Fällen dem Betroffenen helfen kann, wird auch dem Kollegen/der Kollegin selbst helfen, die Ruhe zu bewahren.
π§ handwerker.ch: Kann eine gesunde Ernährung Einfluss auf unsere Gefühle und unseren psychischen Zustand haben?
π¨πΌπ» Andreas Humbert: Definitiv, das ist in vielen Studien belegt. Eine schlechte Ernährung kann zu sogenannten stillen Entzündungen führen und für ein schlechtes Darmmilieu sorgen. Beides kann psychische Beschwerden wie Ängste und Depressionen begünstigen.
Bei mir persönlich macht auch der Blutzuckerspiegel viel aus. Esse ich zu wenig Protein und nur schnelle/leichte Kohlenhydrate, dann sinkt mein Blutzucker realtiv schnell ab, was meine Ängste und Stresslevel erhöht.
π§ handwerker.ch: Gedanken und mentale Gesundheit sind eng miteinander verbunden. Wie können negative Gedankenspiralen durchbrochen und positive Denkmuster gefördert werden?
π¨πΌπ» Andreas Humbert: Was sie hier ansprechen, ist ein zentraler Aspekt der Psychotherapie. Doch meiner Erfahrung nach reicht das bloße Sprechen darüber oft nicht aus. Hier braucht es meiner Meinung nach sehr viel Übung, die regelmäßig in den Alltag integriert werden sollte.
Hier ein paar Beispiele:
Das Führen eines Gedankentagebuchs kann einem dabei helfen, sich der negativen immer wieder kehrenden Gedanken bewusst zu werden.
Ein Dankbarkeitstagebuch kann helfen, den Fokus wieder auf die positiven Dinge zu lenken.
Achtsamkeit hilft, im gegenwärtigen Moment zu leben und Gedanken ohne Urteil wahrzunehmen. Durch Achtsamkeitsübungen können Sie lernen, Gedanken als vorübergehende mentale Ereignisse zu betrachten, anstatt sich von ihnen mitreißen zu lassen.
Wichtig ist auch, die negativen Gedanken nicht nur zu stoppen, sondern auch durch positive Gedanken bzw. Gedanken an positive Dinge und Aktivitäten zu “ersetzen”.
Hobbies, die einem Spaß machen, und Freunde, mit denen man sich gut versteht, sind an dieser Stelle Gold wert.
π§ handwerker.ch: Gibt es eine spezielle, persönliche Erkenntnis, welche Sie gerne teilen möchten?
π¨πΌπ» Andreas Humbert: Meine wichtigste Erkenntnis war, dass man auch auf die kleinen Erfolge Stolz sein kann. Oft merken wir kleine Verbesserungen unseres Befindens gar nicht und haben den Fokus darauf, was schlecht ist. Dies ist auch Bestandteil einer depressiven Symptomatik.
Wenn wir aber kleine Verbesserungen nicht wahrnehmen, dann finden wir auch nicht heraus, was dazu geführt hat. Welcher Gedanken und welches Verhalten hat uns gerade dabei geholfen, dass wir uns besser fühlen? Wenn wir diese Erkenntnis verinnerlicht haben, dann fühlt man sich den Beschwerden auch nicht mehr so hilflos ausgeliefert.
π§ handwerker.ch: Herr Humbert, vielen Dank für das persönliche Gespräch. ππΌ
Mehr Infos findest du unter: www.meinwegausderangst.de
- 24.11.2024